Die junge, experimentell arbeitende Autorin Kinga Tóth, die renommierte Lyrikerin, Essayisten und Übersetzerin Mila Haugová und Karin Ivancsics, bekannte österreichische Autorin mit kroatischen Wurzeln, befragen die europäische Gegenwart entlang der Grenzen, an denen sie leben und die sich, explizit oder subtil, in ihren Texten spiegeln.
In drei Kurzlesungen klingen Erfahrungen von Grenzsetzung, Grenzüberschreitung und Grenzverhandlung in den unterschiedlichsten Spielarten an. Der geläufige Sprachwechsel [Nyelvváltoztatás (ungarisch), Zmena jazyka (slowakisch)] wird als Kompetenz und Inspirationsquelle für die Literatur (und vielleicht darüber hinaus?) fassbar. Besonders beleuchtet wird eine mögliche Übertragbarkeit von gewonnener Erkenntnis in andere Lebenskontexte. Was erzählen uns die Texte der Autorinnen und wie können wir ihre Erzählungen auf unsere norditalienische Grenzregion hin lesen?
Am Ende des Lese- und Gesprächsabends folgt ein Screening des Kurzfilms „Aufzeichnungen einer Blumendiebin“ von Karin Ivancsics nach dem gleichnamigen Buch (Neuauflage im Klever Verlag 2021). Es handelt sich um eine bildpoetische Filmarbeit, die das Crossover von Sprachen und Kulturen verspielt und spielerisch auslotet. Kinga Tóth und Mila Haugová übersetzten für den Kurzfilm Textauszüge in ihre jeweilige Mutter- bzw. Vatersprache.
Moderation: Erika Wimmer Mazohl
Dies ist der erste von drei Veranstaltungsabenden zum Thema „Sprachwechsel”.
Mila Haugová – geboren 1942 in Budapest, lebt heute in Bratislava. Sie wurde in der Tschechoslowakei zur Agronomin ausgebildet, arbeitete von 1986 bis 1996 als Redakteurin der Literaturzeitschrift Romboid. Sie hat bisher neunzehn Gedichtbände publiziert, die auch ins Englische, Französische, Polnische, Russische und Deutsche übersetzt wurden. In deutscher Sprache sind sechs Gedichtbände erschienen, u.a. „Sandatlas“ (aus dem Slowakischen von Angela Repka, Wien 2001) und der zweisprachige Band „Schlaflied wilder Tiere“ (aus dem Slowakischen von Anja Utler und der Autorin), beide Edition Korrespondenzen, Wien. Als Übersetzerin hat Mila Haugová u.a. Werke von Friederike Mayröcker ins Slowakische übertragen. Letzte Publikation 2021:Zwischen zwei Leeren, Edition Korrespondenzen.
Karin Ivancsics – geboren 1962 in St. Michael in Burgenland, aufgewachsen in Deutsch Jahrndorf, lebt als Schriftstellerin in Wien und im Burgenland. Sie schreibt Erzählungen, Romane, Theaterstücke und Essays und erhielt dafür mehrere Auszeichnungen, u.a. Aufenthaltsstipendium des Senats im Literarischen Colloquium Berlin, Hertha-Kräftner-Preis (gemeinsam mit Andreas Okopenko), Österreichisches Staatsstipendium, Kulturpreis des Landes Burgenland für Literatur 2022. Seit 2018 leitet sie die Literaturtage im Weinwerk, Neusiedl/See. Sie ist Mitglied von Podium und der Grazer Autorinnen Autorenversammlung, Präsidiumsmitglied der Erich Fried-Gesellschaft. Letzte Publikation 2022 „Zugvögel sind wir“, edition lex liszt 12.
Kinga Tóth – geboren 1983 in Ungarn, ist Literatur- und Sprachwissenschaftlerin, (Klang-)Poet-Illustratorin, Kulturmanagerin, Lektorin, Performerin und Übersetzerin. Sie schreibt in ungarischer, deutscher und englischer Sprache, ihre Texte inszeniert sie oft in Kombination mit Performances und Installationen. Zahlreiche Preise und Stipendien, u. a. Bernard Heidsecken Preis (2020), Hugo Ball Förderpreis (2020), Centre Pompidou, Grazer Stadtschreiberin (2018/2019), Iowa Writer Academy (2017), LCB (2017). Zu ihren Publikationen zählen Gedichtbände (auf Ungarisch, Deutsch und Englisch) mit Illustrationen, u. a. MAISLIEDER (edition Thanhäuser) und zuletzt 2020 We build a city (The knives, forks, spoons, UK) und 2022 Mondgesichter bei Matthes & Seitz.