Anna Rottensteiner, Cécile Wajsbrot, Liliana Corobca und Stefano Zangrando besprechen die Pandemie entlang von Texten, die in einem gesellschaftlichen Krisenmoment – im Lockdown – entstanden sind. Welche Methoden der Auf- und Bearbeitung von Gegenwart bietet die Literatur? Ein post-pandemisches Gespräch.
Wie hat sich die Pandemie auf unsere Körper, auf die Wahrnehmung von Körper, Körperlichkeit, auf Versehrung und Unversehrtheit ausgewirkt? Wie beschreiben wir unser Empfinden, wenn wir mittendrin „im Geschehen“ sind? Wie viel Gegenwart lässt sich „bewältigen“ und welche Strategien bietet die Literatur dabei den Lesenden an?
In und aus der globalen Krise der Covid19-Pandemie heraus entstand die Publikation Körperland Landkörper. Entlang von vier literarischen Erkundungen der Autor*innen Anna Rottensteiner, Stefano Zangrando, Cécile Wajsbrot, Liliana Corobca und ihren Übersetzer*innen entwickelte sich ein literarischer Gedankenaustausch. Das entstandene Gespräch umspielt die Texte wie ein Gewebe und ist somit integraler Bestandteil der Publikation.
Anlässlich der Präsentation werden die Prozesse und Erkenntnisse dieses internationalen Literaturdialogs von den Autor*innen vorgestellt und besprochen. Im Zentrum des Gesprächs stehen die jeweiligen „Poetiken der Umschreibung“ bzw. Fragen nach den Methoden der literarischen Auf- und Bearbeitung dessen, was einer/einem gerade geschieht. Denn wie wandelt sich das formgebende Bestreben, die Rolle von Autor*innen, Dokumentarist*innen und Übersetzer*innen, wenn sich die unmittelbaren Parameter des Zusammenlebens verändern? Was bedeutet dabei „Zeit“ und was „temporär” in einer Literatur der Gegenwärtigkeit?
Das Projekt, initiiert von Anna Rottensteiner und koordiniert von Barbara Siller wurde von der Sektion für internationale Kulturbeziehungen des Österreichischen Außenministeriums gefördert. Die Publikation mit dem Titel: Körperland – Landkörper, ein internationaler Literaturdialog in Zeiten der Pandemie, hg, von Anna Rottensteiner, ist 2023 bei University Press Innsbruck erschienen.
Der Abend ist Teil der Reihe ÜberLeben.
Das Gesprächsformat ÜberLeben stellt den forschenden Prozess in das Zentrum seiner Begegnungen. Es kommen Gesprächspartner*innen diverser Lebensbereiche zusammen, um gemeinsam und entlang von literarischen Texten, Narrative zu aktuellen und akuten Fragestellungen zu befragen, zu generieren und die daraus entstehenden Erkenntnisse zu teilen.
Weitere Termine: 31.01.: ZeLTsalon:e 3.
Moderation: Doris Eibl
Zu den Autor*innen:
Liliana Corobca, geboren 1975 in Saseni-Calarasi/Moldawien, ist Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin und lebt in Bukarest. Sie hat mehrere Bücher über die Zensur der Literatur im kommunistischen Rumänien veröffentlicht. In deutscher Übersetzung ist 2010 Ein Jahr im Paradies (Edition Merz / Solitude) und 2015 Der erste Horizont meines Lebens (übersetzt von Ernest Wichner, Zsolnay Verlag) erschienen. Der Roman wurde 2022 auch ins Italienische und Englische übersetzt.
Anna Rottensteiner, geboren 1962 in Bozen, lebt in Innsbruck, wo sie bis 2022 das Literaturhaus am Inn leitete. Neben zahlreichen literaturwissenschaftlichen und literaturkritischen Arbeiten insbesondere zur Literatur Tirols und Südtirols ist sie als Herausgeberin und Übersetzerin tätig. 2013 erschien ihr Roman Lithops. Lebende Steine, 2016 der Roman Nur ein Wimpernschlag (beide edition laurin). Beide Romane wurden in Italien in der Übersetzung von Carla Festi publiziert. 2023 hielt sie gemeinsam mit Stefano Zangrando die Poetry Lecture Cork zum Thema Zeiterleben Zeitgeschehen. Für ihr aktuelles Romanprojekt Herkunft der Mütter erhielt sie 2023 ein Arbeitsstipendium des Landes Tirol.
Cécile Wajsbrot, geboren 1954, lebt als Romanautorin, Essayistin und Übersetzerin aus dem Englischen und Deutschen in Paris und Berlin. Sie schreibt auch Hörspiele, die in Frankreich sowie in Deutschland gesendet werden. 2007 war sie Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. 2014 erhielt sie den Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis, 2016 den Prix de l`Académie de Berlin. Sie ist seit 2021 für drei Jahre zur Vize-Sektionsleiterin der Akademie der Künste (Berlin) der Akademie der Künste in Berlin gewählt und Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Stefano Zangrando, 1973 in Bozen geboren, 2006 Mitbegründer des Internationalen Seminars zur Romankunst an der Universität Trient, 2008 Stipendiat der Junge Akademie der Berliner Akademie der Künste, 2009 Nachwuchspreis des Deutsch-Italienischen Übersetzerpreises, 2015-2020 Co-Präsident der Südtiroler Autor*innen Vereinigung, 2018 Schreibstipendium des Deutschen Kulturamtes der Autonomen Provinz Bozen. Übersetzer deutschsprachiger Literatur (Ingo Schulze, Kurt Lanthaler u. a.), Publizist und Rezensent für mehrere Zeitungen und Zeitschriften, Autor u. a. von Kleiner Bruder. Das Schicksal, die Lieben und die Seiten des Peter B., aus dem Deutschen übersetzt von Michaela Heissenberger, Eulenspiegel Verlag, Berlin 2020. Er lebt und arbeitet in Rovereto (Trentino).
Über YouTube lässt sich die Veranstaltung live verfolgen: