Krieg tötet Menschen, vernichtet Eigentum, zerstört Infrastrukturen und Kulturgüter. Krieg zerschlägt kulturelle Verbindungen, die über Jahrhunderte hinweg übernational gewachsen sind. Erschüttert wird dabei das Vertrauen in die Kunst als friedensstiftendes Projekt, das sich gerade im Austausch unterschiedlicher nationaler kultureller Eigenheiten und in der Überwindung von Grenzen und Zeiten entfaltet.
Was und wie vermag die Literatur über Krieg, Gewalt, Flucht und Exil zu berichten? Kann sie das Schreckliche begreiflicher und von daher umgänglicher machen?
Anknüpfend an die Performance zweier Dichter:innen, dem in Charkiw in der Ukraine geborenen, deutsch schreibenden Yevgeniy Breyger und die aus Syrien stammende Kholoud Charaf, diskutiert eine Expert:innenrunde Fragen zum Krieg als Kulturkampf und zu dessen Überwindung.
Mit: Yevgeniy Breyger, Kholoud Charaf, Emran Feroz, Daniela Prugger
Moderation: José F.A. Oliver
Kuratiert von: ZeLT (Greta Maria Pichler & Alma Vallazza)
In Zusammenarbeit mit: Transart, franzLAB & BASIS Vinschgau Venosta
Ticket: 5 € (Reservierungen hier)
Zu den Lesungen der Gedichte im Original (von Yevgeniy Breyger auf Deutsch, von Kholoud Charaf auf Arabisch) werden Übersetzungen (ins Deutsche, Italienische und Englische) zum Mitlesen auf einen Bildschirm projiziert. Die Gedichte von Kholoud Charaf wurden im Rahmen von „Projekt Klangsprache“ durch die Band buntklang (Ina Herkenhoff und Tobias Diener) vertont, die Musikstücke werden den Vortrag der Autorin begleiten. Wr bedanken uns bei den Musikern für die freundliche Genehmigung!
Zur Veranstaltung erscheint Ende des Jahres in der Reihe Cento bei franzLAB eine Publikation mit ausgewählten Texten und Redebeiträgen. Hergestellt wird die Publikation in Handarbeit im Rahmen von ZeLT_salon:e Nr. 4 in der BASIS Vinschgau Venosta. Infos zur Anmeldung folgen in Kürze.
Yevgeniy Breyger wurde 1989 in Charkiw in der Ukraine geboren und siedelte mit seiner Familie 1999 nach Deutschland über. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände, zuletzt Frieden ohne Krieg bei kookbooks, 2023, für den er zahlreiche Preise erhielt, zuletzt den Christine-Lavant-Preis 2023, sowie den Klopstock-Preis 2024. Breyger lebt in Wien und lehrt Literarisches Schreiben an der Sprachkunst Wien.
Kholoud Charaf ist eine syrische Dichterin, Romanautorin und Aktivistin und lebt seit 2018 im Exil. Nach Polen, Schweden, Lettland und Deutschland ist sie nun in Wien angekommen, wo sie als Writers-in-Exile-Stipendiatin an ihrem neuen Roman schreibt. 2019 erhielt sie den Ibn Batutta-Preis für Reiseliteratur. Ihr Roman, Diaries I Have Nothing to Do with, wurde für den Arabischen Booker-Preis 2024 nominiert. Im Herbst 2024 erscheinen unter dem Titel Mit all meinen Gesichtern. Gedichte und Prosa in einer zweisprachigen Ausgabe im Klever Verlag Wien.
Emran Feroz ist ein österreichisch-afghanischer Journalist, Kriegsreporter und Autor. Er studierte Politikwissenschaft und Islamwissenschaft an der Universität Tübingen. Als freier Journalist arbeitet er unter anderem für Die Presse, Profil, Die Zeit, Die Tageszeitung, Al Jazeera und The New York Times. Er ist der Gründer einer virtuellen Gedenkstätte für zivile Drohnenopfer. 2021 wurde er mit dem Concordia-Preis ausgezeichnet für eine Reportage über einen Asylsuchenden in der österreichischen Zeitschrift Profil. Zuletzt erschien sein Buch Vom Westen nichts Neues. Ein muslimisches Leben zwischen Alpen und Hindukusch im Verlag C.H. Beck (2024).
José F. A. Oliver wurde 1961 in Hausach geboren, studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie in Freiburg. Er ist Verfasser von Gedichten, Kurzprosa und Essays. Nach Aufenthalten in der Schweiz, Ägypten, Peru, der Türkei und den USA war er 2002 Gastprofessor am MIT und übernahm 2007 die Poetikdozentur an der TU Dresden. Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Thaddäus-Troll-Preis, dem Kulturpreis Baden-Württemberg, dem Joachim-Ringelnatz-Preis, dem Basler Lyrikpreis 2015 und dem Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln 2021. Von 2022 bis 2024 war er Präsident des PEN-Zentrums Deutschland. Zuletzt erschien In jeden Fluss mündet ein Meer bei Matthes & Seitz Berlin (2023).
Daniela Prugger wurde 1990 in Südtirol geboren, studierte Kommunikations- und Politikwissenschaft in Wien und Sevilla und ist Absolventin der Reportageschule Zeitenspiegel in Reutlingen. Sie arbeitet als freie Journalistin in Kyjiw und berichtet unter anderem für Der Standard, die WOZ, Ö1, ff und Rai Südtirol. 2023 wurde sie für ihr journalistisches Engagement mit dem Claus-Gatterer-Preis ausgezeichnet. Sie erhielt die Auszeichnung für ihre umfangreiche und hochwertige Berichterstattung aus der Ukraine.