Il 22.11.23 si terrà Ascoltare il canto dei pesci, un evento di ZeLT in collaborazione con Dekadenz Bressanone e la rivista letteraria Fillide. Verranno presentati diversi approcci alla poesia dello scrittore Christian Morgenstern (Monaco 1871 – Merano 1914). Oltre alla lettura delle poesie di Morgenstern in tedesco, italiano e ladino, saranno presentati un filmato di Stefano Bessoni e poesie musicate da Heinrich Unterhofer e Simon Stampfer e interpretate da Maria Pandolfo e Roberto Zadra.
Per entrare nell’atmosfera dell’evento, ecco alcune poesie di Christian Morgenstern tradotte da Rut Bernardi:
Christian Morgenstern (1871–1914)
Es ist Nacht
und mein Herz kommt zu dir,
hält’s nicht aus,
hält’s nicht aus mehr bei mir.
Legt sich dir auf die Brust,
wie ein Stein,
sinkt hinein,
zu dem deinen hinein.
Dort erst,
dort erst kommt es zur Ruh,
liegt am Grund
seines ewigen Du.
L ie nuet
y mi cuer vën da té,
ne la tën nia ora,
ne la tën nia ora tlo pra mé.
L se pond sun ti piet,
sciche n sas
tomel bas,
pra l tie achiet.
Mé iló,
mé iló iel chità,
dorm sun fonz
de si Tu meifinà.
Ich und Du. Sonette, Ritornelle, Lieder. Piper, München 1911. Übersetzung ins Grödnerische: Rut Bernardi
Die beiden Esel
Ein finstrer Esel sprach einmal
zu seinem ehlichen Gemahl:
„Ich bin so dumm, du bist so dumm,
wir wollen sterben gehen, kumm!“
Doch wie es kommt so öfter eben:
Die beiden blieben fröhlich leben.
I doi musciac
N puer’ musciat à n di rujenà
cun si musciat ch’l à maridà:
„Da tec sons ie, da tec ies tu,
jon a murì, śën vie pa pu!“
Ma danz ch’la vën nsci suvënz:
Chi doi viv mo defin cuntënc.
Galgenlieder (mit Umschlagzeichnung von Karl Walser). Bruno Cassirer, Berlin 1905. Übersetzung ins Grödnerische: Rut Bernardi
Der Lattenzaun
Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da –
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum.
Ein Anblick gräßlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.
La sief a speltres
Na sief a speltres fova d’ zes,
cun loces da cialé bel tres.
N architet che ti à cialà,
na sëira fova bel dancà –
la loces danterite al tëut,
na cësa al fat savan nëut.
La sief iló da tec sun ëur,
cun speltres zënza velch ntëur.
Ntorta y burta a ti cialé,
messù l’ai pona cunfisché.
L architet chël ie mucià
tl’Afri- o America.
Galgenlieder (mit Umschlagzeichnung von Karl Walser). Bruno Cassirer, Berlin 1905. Übersetzung ins Grödnerische: Rut Bernardi
Das Knie
Ein Knie geht einsam durch die Welt.
Es ist ein Knie, sonst nichts!
Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt!
Es ist ein Knie, sonst nichts!
Im Kriege ward einmal ein Mann
erschossen um und um.
Das Knie allein blieb unverletzt –
als wärs ein Heiligtum.
Seitdem gehts einsam durch die Welt.
Es ist ein Knie, sonst nichts!
Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt!
Es ist ein Knie, sonst nichts!
L jenodl
N jenodl va sulënt per l mond.
N jenodl iel, nia auter!
L n’ie degun lën, no n ciel turont!
N jenodl iel, nia auter!
Tla viera fovel n iede n ël
mazà te n drë spetacul.
L jenodl sëul s’à varentà –
Sc’ch’l foss n tabernacul.
Da ntlëuta val sulënt per l mond.
N jenodl iel, nia auter!
L n’ie degun lën, no n ciel turont!
N jenodl iel, nia auter!
Galgenlieder (mit Umschlagzeichnung von Karl Walser). Bruno Cassirer, Berlin 1905. Übersetzung ins Grödnerische: Rut Bernardi
Das Einhorn
Das Einhorn lebt von Ort zu Ort,
nur noch als Wirtshaus fort.
Man geht hinein zur Abendstund,
und sitzt den Stammtisch rund.
Wer weiß! Nach Jahr und Tag sind wir,
auch ganz wie jenes Tier.
Hotels nur noch, darin man speist
(so völlig wurden wir zu Geist).
Im „Goldnen Menschen” sitzt man dann
und sagt sein Solo an …
L unicorn
L unicorn viv tlo y iló
mé plu da albierch damprò.
N chërda for iló da sëira,
se sënta ju pra mëisa.
Chi sà! Do ani sons po’ nëus,
ch’l tier dl dut falëus.
Maian mé plu te chi hotiei
(ncuei defin sons spirituei).
“Persona d’or” ie si inuem
si Solo dijen su da uem …
Galgenlieder (mit Umschlagzeichnung von Karl Walser). Bruno Cassirer, Berlin 1905. Übersetzung ins Grödnerische: Rut Bernardi